Berlin 11 März 2024highlight

Rozbeh Asmani

Galerie Werner Klein, Köln

Rozbeh Asmani konzentriert sich auf die Farben und Formen des Konsums. Marken und Produkte wie Lidl, Bounty, Zwieback oder BMW verlieren in seinen Händen ihre Schriften und Logos. Sie werden so drastisch reduziert, dass sie nur noch mit einem kleinen Finger auf den dahinter versteckten Großkonzern verweisen. Asmanis Arbeiten sind farbliche Marktriesen-Destillate, die selbst in dieser reduzierten Form noch zu entlarven sind, so sehr haben sie sich den Verbraucher:innen auf die Netzhaut gebrannt. So wie die Financial Times den Fluss des Geldes sprachlich erfasst, so fängt Rozbeh Asmani ihre visuellen Marker ein. Er entlockt einer Wirtschaftszeitung feinste Bauhauszüge. Eine ästhetische Realitätsklatsche, nie war Lidl so schön. Zu sehen im Stand der Galerie Werner Klein.

Berlin 11 März 2024highlight

Farniyaz Zaker

O Gallery, Teheran

Zarte Pflänzchen recken ihre hauchdünnen Wurzelarme erfolglos nach der Erde aus, sie hängen in der Luft, eingezäunt von breiten schwarzen Konturen, die ihren Lebensraum begrenzen wie ein asphaltierter Gehweg einen Vorgarten. Akkurat von Farbe eingezäunt, können Labkraut und Co. auf dem Papier von Farniyaz Zaker nur auf ihre gesundheitsfördernden Kräfte verweisen. In ihrer eingeschränkten collagierten Umgebung werden sie schon bald ihre Köpfe hängen lassen. Mit ihrer Serie “Dress Code for a Cul-de-Sac” referiert Farniyaz Zaker im Aufeinandertreffen von fragiler Pflanze und anorganischer Geometrie auf das Moment des Inklusiven und Exklusiven, darauf ein Teil von etwas zu sein, aber doch nicht wirklich. Sie feiert die Schönheit eines Gartens, der doch gleichzeitig immer seiner Charaktereigenschaft untertan bleibt, nur ein Ausschnitt der Natur zu sein. Am Stand der O Gallery aus Teheran blühen Gedanken über Be- und Ausgrenzung auf, die Entwurzelung wird fragiles Bildthema.

Berlin 11 März 2024highlight

Tim Berresheim

Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff, Stuttgart

Das Auge sammelt Informationen und leitet sie an das Gehirn weiter. Innerhalb dieser Kooperation wird stets versucht zu erkennen, Analogien zu bereits Bekanntem zu finden und Bilder zu entschlüsseln. Tim Berresheims Werke fordern diesen Prozess heraus. Was in seinen Bildern zu sehen ist, ist für das Auge kaum zu klären. Sie geben Rätsel auf, verlangen ein taktiles Sehen und laden sich dann mit Inhalten auf, die sich jeglicher Logik entziehen. Bahnen verschiedener Texturen verschlingen und verknoten sich, erinnern an einen Wulst aus Haaren, ein Band aus Styropor, Knetmasse und ein Streifen kariertes Papier, das einen auf die Schulbank zurückkatapultiert. Surreale Objekte entstehen, wenn Tim Berresheim Fragmente am Computer generiert und zusammenfügt. In einem undefinierbaren Raum winden sich die Materialien, fließt flüssiges Metall und kringeln sich die Linien. Man kann sich in seinen Arbeiten verlieren, Gedankensträngen nachgehen, die ins Leere laufen und erfahren, wie befreiend es sein kann, etwas nicht gänzlich zu begreifen.  Tim Berresheims Arbeiten werden von der Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff aus Stuttgart gezeigt.

Berlin 11 März 2024highlight

Thomas Trum

Galerie Conrads, Berlin

Gesprüht, gezogen, gerollt, gewischt – Thomas Trum konzentriert sich auf den Farbauftrag. Er entwickelt Maschinen, die Farbe auf unterschiedlichste Weise übertragen. Große sperrige Wägen sprühen in rotierender Bewegung eines Armes feinste Farbstrahlen auf die Wand und innerhalb weniger Minuten ist das Bild perfekt. Die Entstehung des Bildes wurde langer Hand geplant, die Maschine aufwendig konstruiert und mit Farbe gefüttert, die sie nur noch von sich geben muss. Ein spannendes Feld zwischen der Zartheit der Formen, Klarheit der Farbe und Mechanik entsteht. Das letztliche Werk verweist in seiner Gradlinigkeit immer auf seinen Entstehungsprozess, doch ist es anfangs schwer zu glauben, dass die zartesten Linien aus einem sperrigen Gerät kommen, das mehr an einen Gabelstapler erinnert als an einen Pinsel. Gegensätze ziehen sich an und Thomas Trum liefert die Beweise, nicht schwarz auf weiß, aber rot, grün, violett, gelb, blau auf weiß. Zu sehen im Stand von der Galerie Conrads.

Berlin 12 März 2024highlight

Henrik Eiben und Lyonel Feininger

SCHWARZ CONTEMPORARY, Berlin
und Thole Rotermund Kunsthandel, Hamburg

Lyonel Feininger (1871 - 1956) ist ein Begriff. Dorfkirchen, Gassen, Geometrie – im Umkreis des Blauen Reiters und als Teil der berühmten Künstlergruppe “Die Brücke” gilt der Künstler als bedeutender Wegbereiter der Klassischen Moderne. Angefangen in der Karikatur fand Feininger zunehmend seinen eigenen Ausdruck, erprobte sich in der Druckgrafik und entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts hin zu scharfkantigen, kubistisch-multiperspektivischen Zeichnungen, in denen er sich überwiegend der Architektur kleiner Städte widmete.

In zackig und doch milder Ästhetik reichen sich Henrik Eiben und Lyonel Feininger über das Jahrhundert, das zwischen ihnen liegt, die Hand. In klaren Linien, Farbflächen, die teilweise stark verwässert miteinander reagieren und zufällige Bahnen einschlagen, filtert Henrik Eiben eine form- und farbsprachliche Essenz aus Feiningers arbeiten heraus. Erstmals bei der paper positions berlin zeigen zwei Galerien zwei Positionen, die in direktem Bezug zueinanderstehen. Gegenübergestellt werden Henrik Eibens Reaktionen auf Lyonel Feiningers Originale. Eibens Blick auf Feininger verdeutlicht in ihrem Gegenüber eine gemeinsame Nähe zu Witz und Bedacht. Jedem seine Dynamik, aber ein gemeinsames gelegentliches Schmunzeln.

Henrik Eiben wird vertreten von SCHWARZ CONTEMPORARY aus Berlin und Lyonel Feininger von Thole Rotermund Kunsthandel aus Hamburg.

Berlin 11 März 2024highlight

Mariella Mosler

Drawing Room, Hamburg

Collagen wie kleine Tapeten. Aus der Ferne locken Mariella Moslers poppigen Muster, wirken in erster Linie frisch und dekorativ, von Nahem entfalten sich die Details ihrer Bilder. Figuren und Formen werden spezifisch, lösen sich aus dem Dickicht der Schichtung. Eine Herde der Venus von Willendorf versteckt sich hinter moosbedeckten Zweigen, zeigt in der Halbsichtbarkeit stolz ihre historischen Kurven. Eine collagierte Peep-Show könnte man sagen. Am Rande, beinahe verloren neben der prominenten Weiblichkeit, eine Aubergine. Ein zaghafter Verweis auf ihren popkulturellen Einsatz im Feld der Emoji-Männlichkeit? Damals und heute treffen in Mariella Moslers Collagen aufeinander, bieten trotz ihrer Dichte viel Raum zur Interpretation. Zwei Fledermäuse flattern vorüber und funktionieren wie ein Bindestrich zwischen den Zeiten: Seit 50 Millionen Jahren auf der Erde und immer noch da. Mariella Mosler spielt mit den Gezeiten – und dem Papier. Gezeigt werden ihre Arbeiten vom Drawing Room aus Hamburg.

Berlin 11 März 2024highlight

Enne Hähnle

Intershop, Leipzig

Enne Hähnle zeichnet, auch wenn sie skulptural arbeitet. Sie hat sich der Linie verschrieben, der Faser, Schlinge, dem Schriftzug, jeder Form und Textur, die die Linie annehmen kann. So wie ihre haarige Skulptur „besty beast beasty boy“ den Raum erobert, erobert die zottelige Linie der Serie „habenodersein“ ihr Blatt Papier. Die Tusche bäumt sich auf, entlang einer Spiegelachse wird das Wort „Doom“ zu „Mood“ – macht sich Untergangsstimmung breit? Wenn dann nur zaghaft. Die dunklen Momente in Enne Hähnles Arbeiten sind nicht pessimistisch, sie sind feine Andeutungen des Unheimlichen. Gezeigt werden ihre Zeichnungen von der Galerie Intershop aus Leipzig.

Berlin 11 März 2024highlight

Esther Hagenmaier

Smudajescheck, München

Die Welt hat Ecken und Kanten, das ist vermutlich allen klar, doch so klar, wie diese mit Esther Hagenmaier werden, waren sie wohl den wenigsten. Ihre Fotografien decken auf, wo sie sich verstecken: an Häuserwänden und Dächern, in Räumen und dort, wo das Licht nur teilweise hinkommt. Ausgeschnitten und somit aus ihrem Kontext gelöst wird die fotografierte Kante eigenständig, wird reine Form, Komposition, Fläche, Raum oder Körper. Eine friedlich anorganische Übereck-Utopie. Hagenmaiers Arbeiten strahlen eine Ruhe aus, eine Klarheit, die im Alltag zunehmend aus den Augen gerät. Sie motivieren dazu, kurz stehen zu bleiben und auch in der vermeintlichen Tristesse großstädtischer Baukomplexe eine feine Nische zu entdecken. Esther Hagenmaiers Arbeiten werden von der Smudajescheck Galerie aus München gezeigt.

Berlin 11 März 2024highlight

Leon Polk Smith

Galerie Hoffmann, Friedberg

Wer Mondrian liebt, liebt auch Leon Polk Smith, denn auch er hat Mondrian geliebt. Man kann sagen: Da schließt sich buchstäblich der Kreis. Neben Kreisen sind jedoch auch andere geometrische Formen die Protagonist:innen seiner Arbeiten - und die Grundfarben spielen mit ihnen. Sie brechen Kreise auf, lassen Dreiecke, Kanten und Quadrate in sie hinein. Formen- und Farbkontraste könnten kaum höher sein und genau dort, wo es farblich richtig knallt, ist der Reiz am höchsten. Grün und Rot schreien sich an, ein hitziges Gegenüber, das eine extrem attraktive Wärme erzeugt. Leon Polk Smith gilt als ein zentraler Vertreter der Hard-Edge-Malerei, gezeigt von der Galerie Hoffmann kann der 1996 verstorbene Künstler auch heute noch in Berlin seine klaren Kanten zeigen.

Der Blick zurück: paper positions berlin 2023

“Qualitätsvoll, lichtdurchflutet, für Durchschnittsverdienende bezahlbar und tatsächlich von herzlich Stimmung: die "Paper Positions”, Frühjahresableger der Berliner Kunstmesse ”Positions Berlin” und mit Auftritten in fünf europäischen Städten, zählt zu den heitereren Kunstmessen." - tip Berlin

Mit über 16,000 Besucher:innen konnte die paper positions und ihre teilnehmenden Galerien ein positives Fazit der siebten Ausgabe der Messe in Berlin ziehen. Vier Tage lang sind Besucher:innen im Lichthof der Telekom Hauptstadtrepräsentanz auf Papier-Entdeckungstour gegangen, konnten ihre Sammlungen erweitern oder ihre ersten Werke erstehen. Am Donnerstagnachmittag erhielt die Galerie Malte Uekermann Kunsthandel den LEUE & NILL-Award für Jens Hankes Einzelpräsentation; die Künstlerinnen Ursula Sax (Semjon Contemporary), Gisoo Kim (mianki.Gallery), Amparo Sard (Galerie Anita Beckers), Brian Dettmer (Galerie Commeter) und Taniguchi Kenichiro (Mikiko Sato Gallery) wurden mit dem PAPER ART AWARD Award ausgezeichnet.

paper positions award 2023

Die Gewinnerin des Paper Positions Awards 2023 ist Katharina Hinsberg (Galerie Werner Klein). Der Preis wird von POSITIONS Berlin realisiert und von Kaiserwetter unterstützt.

Katharina Hinsbergs Arbeiten bestechen durch ihre Leichtigkeit und Feinheit. Mit rotem Farbstift schraffiert Hinsberg das Papier und schneidet die Linien mit einem Skalpell aus. Zerbrechlich hängen ihre hauchdünnen Papiergerüste auf zarten Nadeln. In ihrer verspielten und bescheiden Art färben Hinsbergs Arbeiten auf ihre Betrachter:innen ab. Sie motivieren nicht nur in der Handhabung der Arbeiten, sondern auch darüber hinaus zu mehr Feingefühl.